Geschichte der Alten Mühle

Was, wenn die Alte Mühle erzählen könnte?

… von alten Zeiten, von den Menschen und ihren Schicksalen, ihren Dramen und Freuden.

Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1082 könnte sie davon berichten, wie man im Hochmittelalter litt und lachte, Feste feierte, betete und Trauerrituale abhielt. Von Kriegszeiten könnte sie uns sagen, von Armut und Hunger, von Krankheit und Tod. Doch auch von der Liebe wüsste sie einiges und von der Freundschaft, von Herzenswärme, Begegnung und Zusammenhalt. Von all den Müttern und Vätern, die hier einst lebten, die zu Groß- und Urgroßeltern wurden und von all den Kindern, die unter ihrem Dach zur Welt gekommen und aufgewachsen sind. Einige von ihnen sind hier geboren und gestorben. Die Alte Mühle weiß noch von prasselnden Ofenfeuern und Geschichtenerzählern in langen Winternächten, sie hat Ochsenkarren und Pferdekutschen gesehen, kannte Kirchenfürsten und Adelsleute.

Manch eine Geschichte kommt ans Tageslicht, wenn man nach ihr sucht – viele werden für alle Zeiten Geheimnisse der alten Mauern bleiben und nur durch die Atmosphäre denen eine kleine Ahnung gestatten, die nicht nur mit den Augen sehen können.

Die Mühle in fast 1000 Jahren

1082

Die erstmals 1082 erwähnte Mühle wurde vom Geschlecht derer von Kobern als Wasser­mühle für ihre Ländereien geschaffen.

Pachtbauern bewirt­schafteten die Land­flächen, ein Teil ihrer Ernte wurde als Pacht einbehalten, wenn die Bauern diese alljährlich im Herbst zur Mühle brachten.

Die Burgmühle wurde prächtig gebaut, denn sie diente auch der Unter­bringung des Gefolges bei herrschaft­lichem Besuch.

1190

Durch die Einheirat des Gerlach von Isenburg in die Koberner Herrschaft im Jahr 1190 wurde das Kloster Rommers­dorf bei Neuwied auch das Haupt­kloster der Koberner, die sich jetzt von Isenburg – Kobern nannten.

1260

Eine noch vorhandene Urkunde im Landes­archiv von Koblenz berichtet von einem feierlichen Schenkungs­akt im Jahr 1260: Vor dem versammelten Konvent in der Abtei Rommers­dorf schenkten Heinrich und Mechthild von Isenburg – Kobern der Abtei die „Koberner Burgmühle“ samt zwei Weinbergen. Im Gegenzug verpflichteten sich die Geist­lichen, 100 Jahre lang täglich eine Messe für die verstorbene Tochter der von Isenburg – Kobern zu halten. Viele Jahr­hunderte lang blieb die Mühle im Besitz dieser Abtei.

Der Schmuck­stein beim Aufgang zum Museum erinnert heute noch an diese Schenkung.

13. Jahrhundert

Wertvolle Reliquie zog Pilger in das Mühlental. In der Matthiaskapelle wurde im Jahr 1230 das in Gold und Edel­steine gefasste Haupt des Hl. Matthias unter­gebracht. In dieser Zeit gründeten sich in der gesamten Eifel und von Lüttich bis Xanten zahlreiche Matthias-Bruder­schaften und ein Strom von Pilgern zog ab dann durch das Mühlen­tal an der Mühle vorbei. Der jeweilige Müller durfte Tische und Stühle aufstellen und die Wall­fahrer mit Brot, Wein, Wurst und Käse versorgen.

Hier lernte die damals noch junge Mühle Gastgeber zu sein.

1610

Anno 1610 wurden Sanierungsarbeiten dringend notwendig. Wiederholt berichtete der Müller dem damals für die Erhaltung zuständigen Kloster in Münstermaifeld von Schäden an Fachwerk und den Wasserzuführungen des Mühlbaches. Nach viel Schriftverkehr wurde die Mühle umfassend saniert.

Die Kosten, die die Maßnahmen verursachten, waren so hoch, dass sie erst nach mehrmaliger Aufforderung und nach Jahren beglichen wurden. Diese Details gehen aus dem heute noch in der Abtei Rommersdorf hinterlegten Briefwechsel hevor.

1802

Napoleon Bonaparte betrat die Bühne der Zeit­geschichte und seine siegreiche Armee kam auch nach Koblenz. Nach der Eroberung von Koblenz durch die französische Revolutions­armee war die Stadt 1794 – 1814 französisch besetzt.

Wie viele kirchliche Besitz­tümer wurde auch die Alte Mühle säkula­risiert und in einer Auktion auf dem Koblenzer Münzplatz im Jahre 1802 versteigert. Sie ging in den Privat­besitz einer Bauern­familie über, die sie weiter als Getreide­mühle betreiben wollte.

1975

Es war das Jahr 1975 als der junge Thomas Höreth durch das Koberner Mühlen­tal spazierte und auf die alte, dem Verfall geweihte Mühle aufmerksam wurde. Es war ein Sonntag­morgen und da er davon ausgehen konnte, dass alle anständigen Leute in der Kirche waren, traute er sich, das quietschende Eisentor, das einen Spalt offen stand, noch ein wenig weiter zu öffnen und einen Blick in den Innen­hof zu werfen. Mist und Gülle und ein totes Huhn sah er da – doch der Anblick konnte dem Charme des Anwesens nichts anhaben. Der ganze Zauber der vergangenen Jahr­hunderte war im Dornröschen­schlaf erhalten geblieben. „In meiner Fantasie war das ein altes Frauen­kloster“, erinnert er sich an den Moment, in dem er dem Anwesen rettungs­los verfiel, „ich konnte förmlich die Nonnen lob­preisen hören, als ich die Mühle zum ersten Mal betrat.“

1979

Es brauchte mehr als drei Jahre harte Verhand­lungen, lange Gespräche mit den Winninger Banken und drei abgesagte Termine bei Notaren bis die Familie der Müllers­witwe sich entschloss, zu verkaufen.

Erst 1979 war die Sache perfekt. Aber ab jetzt sollte Thomas Höreth die jahrhunderte­alte Geschichte der alten Mühle um ein weiteres, ganz besonderes Kapitel ergänzen.

1982

An Pfingsten 1982 stand der Innenhof voller Tische und Stühle; der Innen­bereich der Gebäude war noch immer eine einzige staubige Baustelle. Kein Schild hing an der Aussen­wand, und für Werbung war kein Geld da gewesen. Thomas Höreth öffnete mit klopfendem Herzen das schmiede­eiserne Tor gegen Mittag – und die ersten Gäste kamen herein.

Das erste Wochenende der neuen Höreth`schen Strauß­wirtschaft war ein voller Erfolg. Bald waren 7 Bedienungen an den Wochenenden im Einsatz und auch die Speise­karte wurde zusehends länger. Die Karte war mit Kreide an die Holzflügel der Hoftür geschrieben und was man verzehrte wurde mit Kreide auf die Holztische geschrieben und am Ende des Mahles zusammen gerechnet. Der ausgezeichnete Wein aus eigenem Anbau war für viele, die den Wein vom Höreth noch aus Winningen kannten, schon Anreiz genug, zu kommen.

1985

Mit dem An- und Verkauf von alten Weinpressen wurde der Wieder­aufbau Stein für Stein finanziert. Morgens wurde ein Gerüst für die Restaurierung aufgebaut und gegen Nachmittag, wenn die abendlichen Gäste erwartet wurden, wieder abgebaut. Tag für Tag, Jahr für Jahr, in ganz kleinen Schritten, erblühte die Mühle so wieder zu neuem Leben.

Jede historische Tür, die eine schon vor Jahren ausgebaute ersetzen sollte, hatte bereits eine eigene, uralte Geschichte – überhaupt sind die meisten Einrichtungs­gegenstände Zeugen längst vergangener Zeiten, die mit der Alten Mühle nach und nach zu dem verschmolzen, was sie heute ist. Immer wieder ging Thomas Höreth unterwegs das Geld aus und es musste ein weiterer Kredit her: Dem Bank­direktor rannen regelmäßig dicke Schweiß­perlen am besorgten Gesicht herab – wenn er schon wieder über eine Erweiterung des Darlehens entscheiden musste.

1987

In seinen Talkshows und der Sendung „Alfredissimo“ genoss Alfred Biolek stets seine Lieblings­weine – und da das häufig der Wein von Thomas war und glücklicher­weise oft das Etikett zu sehen war, machte ihn das damit auch noch bei Wein­freunden bekannt, die noch nie von der Alten Mühle oder Kobern-Gondorf gehört haben. Auch in Bioleks Buch „Meine Lieblings­weine“ wurden die Weine vom Höreth ausgezeichnet und damit bekannter.

1989

Immer, wenn es nicht mehr weiter­zugehen schien, wenn seinem verrückten Traum von einem ganz besonderen Ort endgültig das Ende drohte, kam von irgendwo in letzter Sekunde die Rettung: Als es wieder einmal aussichts­los schien, wurden alte Böden und verschiedenste alte Baumaterialien für ein großes Schloss­hotel in Eltville gesucht.

Thomas Höreth konnte damit dienen. Mit dem Geld, das das Material einbrachte, konnte er die Löhne in einem besonders kalten Winter des Aufbaus bezahlen. So manches Mal gelang es Gudrun Höreth in letzter Minute, die Handwerker mit gutem Essen und leckerem Wein zu überreden, nicht zu gehen und im festen Glauben daran weiterzuarbeiten, dass schon alles gut werden würde.

1994

Sein Glück, dass Thomas Gudrun gefunden hat. 1994 heirateten die beiden. Mit Gudrun Höreth zog das Leben in die Alte Mühle ein, die Menschlich­keit und die Herzens­wärme.

1996

Das gelbe Dorfhäuschen aus dem 16. Jahrhundert diente als Schulhaus von Lehmen. Die Kinder des Dorfes wurden von dem Dorflehrer in seiner Wohnung unter­richtet.

1990 wurde es von Gudrun Höreth erworben und von Thomas zu einem ganz besonderen Ferien­häuschen umgebaut. Seit 1996 ist es ein winziges Häuschen ganz alleine für zwei.

2002

Die Waldmühle, dreihundert Meter oberhalb der Alten Mühle im Wald an dem Mühl­bach gelegen, wurde seit dem zwölften Jahr­hundert als Getreide­mühle genutzt. Die Grund­mauern und die Bruchstein­wand zur Bachseite hin sind aus dieser Zeit noch im Original erhalten geblieben. Im 16. Jahrhundert erweiterten die damaligen Müllers­leute die Waldmühle auf den historischen Grund­mauern zu ihrer jetzigen Pracht. Auf der gegenüber liegenden Seite des Pfades wurde ein Brunnen­haus errichtet, das auch damals schon als Gäste­haus genutzt wurde.

Die Waldmühle stellte zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Mühl­betrieb ein und diente nur noch als Wohnhaus. In den 1990er Jahren erwarb Thomas Höreth die Waldmühle und das gegenüber liegende Brunnen­haus und baute sie in zwölf Jahren zu einem wunder­schönen Landhotel mit zehn Zimmern aus. Der ganz eigene Charakter der historischen Räume und die prächtigen alten Sandstein­böden machen heute den besonderen Reiz der Gäste­zimmer aus.

2005

Das Brunnenhaus der Waldmühle wurde ebenfalls von den Höreths ausgebaut. In alten Aufzeichnungen ist zu lesen, das eine der Müllers­töchter, Matilda, im 17. Jahrhundert die Menschen aus den umliegenden Dörfern mit Heil­pflanzern aus den Bächen und den umliegenden Wäldern behandelte. Durch die erfolg­reiche Heilung eines Kölner Adligen, der auf der Durchreise dort einkehrte, erlangte sie Ansehen. Sie soll vierzig Jahre Menschen dort in dem Brunnen­haus behandelt haben.

2005 war die Renovierung des Brunnen­hauses abgeschlossen und bietet heute in vier wundervollen Zimmern behaglichen Raum für glückliche Gäste.

2016

Vor 39 Jahren hat Thomas Höreth damit begonnen, aus einer vergessenen Mühle aus dem 11. Jahrhundert einen einmaligen Ort für Essen, Trinken und Schlafen zu erschaffen. Gudrun Höreth brachte dabei stets ihre Liebe zum Detail, die Gast­freundlich­keit, und ihre Herzlich­keit im Inneren der historischen Mauern zum erblühen. „All unser Einsatz diente dazu, die ursprüngliche Schönheit der Mühle wieder frei zu legen, um dieses einzig­artige Ambiente zu erhalten“, so Gudrun Höreth.